Bauchnabelpiercing

Piercings – Stil durch Stahl

Europas wohl bekannteste Mumie, der 1991 im Eis des Tisenjochs in den Alpen gefundene und schnell als Ötzi bekannt gewordene Wanderer, hatte Löcher in seinen Ohrläppchen. Das ist der erste unwiderlegbare Beweis, dass Piercings schon vor mindestens 5200 Jahren Teil des Körperschmucks waren. Die Vermutung liegt nahe, dass Piercings schon sehr lange eine Rolle in der Menschheitsgeschichte spielen, und zwar weltweit. Während sich jedoch heute ein Piercing online kaufen lässt und überwiegend aus bestem Chirurgenstahl gefertigt ist, waren frühere Piercings wohl eher aus den Knochen oder dem Elfenbein gejagter und erlegter Tiere geschnitzt.

In recht vielen indigenen Völkern der Erde sind und waren Piercings über Jahrtausende hinweg ein Teil der Kultur. In Europa hingegen ging mit dem römischen Imperium, der danach folgenden Völkerwanderung und dem christlich geprägten Mittelalter auch das Piercing als Teil der Gesellschaft unter. Im Mittelalter mit seinen klerikalen Dogmen war kein Platz für individuelle Körperkultur. Abgesehen von Ohrringen blieben Piercings in Europa bis in die Moderne ein Mittel zur Provokation für Künstler:innen, fahrendes Volk und Rebell:innen. Als Körperschmuck akzeptiert ist das Piercing in Europa erst seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als eine Bewegung der Individualität es als Mittel, die eigene Persönlichkeit auszudrücken, etablieren konnte.

Der Punk gab Piercings neuen Auftrieb

Eigentlich kann nicht behauptet werden, dass Europa vom Ende des römischen Imperiums bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges eine Erfolgsgeschichte war. Viele stetig miteinander in Konflikt liegende Nationen sorgten für Kriege und Leid – von der menschenfeindlichen Unterdrückung, die Europäer:innen durch die Sklaverei für andere Teile der Welt brachten, ganz zu schweigen. Erst in den 1960er-Jahren entstand durch das Aufbegehren der Jugend eine wirklich freie Kultur, die sich unterschiedlich ausdrücken konnte, ohne Gefahr zu laufen, eingesperrt zu werden. Im Gefolge des Pop entstand der Punk, und mit ihm kam das Piercing für alle zurück. Ein Paar Ohrringe als Schmuck für Frauen sowie der links von Wandergesellen getragene goldene Ohrring als Notgroschen waren die einzigen geduldeten Ausnahmen in der Zeit vor dem Punk.

Punk und Piercing waren Rebellion

Mit dem Aufkommen des Punk gab es plötzlich junge Menschen beiderlei Geschlechts, die sich beispielsweise Sicherheitsnadeln durch die Ohrmuscheln steckten. Es war ein Aufbegehren gegen Institutionen, die für sich in Anspruch nahmen, Moral und Sitte quasi gepachtet zu haben – eine sehr fragwürdige Moral, wie die Kinder des Punks schnell erkannten.

Heute, gut 60 Jahre nach der ersten von London und New York ausgehenden Punkwelle, ist das Piercing längst wieder hoffähig. Der klassische Ohrring, über gut 1600 Jahre fast konkurrenzlos, reiht sich im 21. Jahrhundert in eine Parade von Piercings für wirklich jedes Körperteil ein. Allein für das Gesicht finden sich neben den Ohren zahlreiche Stellen, um dort ein Piercing zu setzen, so etwa:

  • Augenbrauenpiercings
  • Bridge-Piercings
  • Anti-Eyebrow-Piercings
  • Nostril-Piercings
  • Septum-Piercings
  • Madonna-Piercings
  • Wangen-Piercings
  • Medusa-Piercings
  • Labret-Piercings

Allein im Mund finden sich neben der Zunge selbst zwei weitere Stellen, an denen Piercings angebracht werden können. Das durchstochene Ohrläppchen, wie es schon der eingangs erwähnte Ötzi hatte, ist heute nur eine Stelle neben vielen anderen Bereichen des Ohres, wo Piercings gesetzt werden können. Für rund 13 verschiedene Stellen allein an und in der Ohrmuschel bieten Hersteller Piercings an.