Helfen E-Zigaretten dabei, das Rauchen aufzugeben? Ja, sagen die Anhänger des Dampfens schon seit langem. Und die Skeptiker bestreiten schon genauso lange, dass es sinnvoll ist, den Glimmstengel durch einen Vape-Pen zu ersetzen. Die Debatte wird teilweise hitzig geführt – wissenschaftliche Argumente gab es dabei aber bisher kaum. Es gab einfach zu wenig hochwertige Studien. Und zu allem Überfluss waren die Ergebnisse oft widersprüchlich. Eine großangelegte Auswertung der angesehenen Cochrane Foundation schließt zum ersten Mal diese Informationslücke. Und gibt den Verfechtern der E-Zigarette recht – zumindest teilweise. Sie zeigt, dass E-Zigaretten dabei helfen können, mit dem Rauchen aufzuhören. Das Dampfen ist aber auch kein Wundermittel.
E-Zigaretten sind beliebter als je zuvor
Die Studie der Cochrane-Forscher kommt gerade zur rechten Zeit. Denn E-Shishas, Tabakerhitzer und Vape-Pens sind beliebter als je zuvor. Wie der Spiegel berichtet, stieg der Umsatz in Deutschland allein von 2022 auf 2023 um stattliche 40 %. Das liegt unter anderem daran, dass Dampfgeräte heute fast überall verfügbar sind. Online-Shops verkaufen E-Zigaretten in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen, von Mango über Kirsche bis Cola. Und auch kleine Tabakhändler haben längst eine große Auswahl an Liquids und Tabaksticks für Erhitzer im Angebot. Knapp jeder zehnte Deutsche hat das Dampfen schon einmal ausprobiert. Umso wichtiger ist es, dass endlich gesicherte Forschungsergebnisse zu dem Thema vorliegen.
Forscher werten mehr als 80 Studien aus
Die gibt es nun auch – dank einem Forscherteam unter Leitung von Jamie Hartmann-Boyce und Nicola Lindson von der Oxford University. Um herauszufinden, ob E-Zigaretten dabei helfen können, mit dem Rauchen aufzuhören, werteten die Wissenschaftler 88 Studien aus. Viele der Studien hatten zwar eine geringe Teilnehmerzahl. Zusammen kamen sie aber auf mehr als 27.000 Teilnehmer – genug, um sichere Schlüsse zu ziehen. Die Auswertung verglich E-Zigaretten unter anderem mit Medikamenten zur Rauchentwöhnung und Beratungsprogrammen. Und kommt dabei zu einem klaren Schluss: E-Zigaretten wirken besser als die Alternativen.
Effektiver als Nikotinpflaster – aber kein Wundermittel
Das gilt aber nur für nikotinhaltige E-Zigaretten. Die sind nämlich laut der Studie um bis zu 60 % effektiver als Nikotinpflaster oder Nikotinkaugummis. E-Zigaretten ohne Nikotin schneiden hingegen etwa genauso gut ab wie Nikotinersatzprodukte. Trotzdem helfen sie offenbar dabei, das Rauchen aufzugeben. Wer weder E-Zigaretten noch Ersatzprodukte nutzte, war nach sechs Monaten deutlich seltener rauchfrei. Die Studie zeigt aber auch, dass E-Zigaretten kein Wundermittel sind. Denn egal in welcher Versuchsgruppe die Teilnehmer waren: Nach sechs Monaten waren mehr als 88 % von ihnen immer noch Raucher. Nur 8-12 % aller Nutzer von E-Zigaretten schafften es, dem Rauchen ganz abzuschwören. In der Nikotinpflaster-Gruppe waren es sogar nur 6 %. Es bleibt also dabei: Am besten ist es, gar nicht erst mit dem Rauchen anzufangen.
Noch nicht alle Fragen geklärt
Die Arbeit der Cochrane-Wissenschaftler ist ein großer Fortschritt bei der Erforschung von E-Zigaretten. Sie zeigt deutlich, dass E-Zigaretten bei der Rauchentwöhnung helfen können. Es bleiben aber immer noch viele Fragen offen. Unklar ist vor allem, ob der Erfolg langfristig ist: Die Studie untersucht nur einen Zeitraum von sechs Monaten. Dabei dauert es bis zu 10 Jahre, bis alle positiven Wirkungen des Rauchstopps sichtbar werden. Sind die Teilnehmer dann immer noch rauchfrei? Oder kehren sie irgendwann zu ihrer alten Angewohnheit zurück? Das müssen langfristige Untersuchungen erst noch zeigen. Die Cochrane Foundation will das Thema weiterverfolgen: Die Auswertung soll regelmäßig aktualisiert werden, um den neuesten Stand der Forschung widerzuspiegeln.
Wann sind E-Zigaretten zur Rauchentwöhnung sinnvoll?
Bleibt noch die Frage: Wann sind E-Zigaretten zur Rauchentwöhnung wirklich sinnvoll? Pauschal lässt sich diese Frage wohl nicht beantworten. Leichte Raucher schaffen es vielleicht auch ganz ohne Hilfsmittel, aufzuhören – vorausgesetzt, die innere Kraft ist da. Starke Raucher haben es hingegen deutlich schwieriger. Sie profitieren deshalb auch stärker von Hilfsmitteln. Viele Raucher haben auch die Erfahrung gemacht, dass sie Nikotinpflaster oder Nikotinkaugummis nicht vertragen. In solchen Fällen sind E-Zigaretten möglicherweise eine sinnvolle Alternative. In jedem Fall gilt: Vor dem Griff zur E-Zigarette als Mittel zur Rauchentwöhnung ist eine ärztliche Beratung sinnvoll. Außerdem gibt es spezialisierte Beratungsstellen, die Rauchern beim Aufhören helfen.