In unserer von Leistung geprägten Gesellschaft wird Sport kaum mit Entspannung oder Freizeit verbunden. Eher mit den Versuchen, das eigene körperliche Leistungsvermögen zu verbessern. Doch gibt es da gewisse Grauzonen, die geprägt sind von Freizeit-Aktivitäten, die bedingt auch als Sport zu bezeichnen sind, jedoch meist nur dann, wenn sie von Profis betrieben werden. Golf zählt sicher dazu, über Schach wird heftig gestritten, ob dies nun Sport ist oder nicht. Minigolf, Kricket, Federball oder auch Boule sind weitere Kandidaten, die sich bezüglich ihrer Handhabung im Profi- oder im Freizeitlager deutlich unterscheiden.
Interessanterweise basieren viele dieser Spiele auf einem Ball oder einer Kugel, die zielgerichtet über einen Parcours bewegt werden soll, überwiegend mit einer Art Schläger, ausgenommen das Boule. Der Vorteil dieser Spiele besteht darin, dass sie auch von weniger sportlichen Menschen gespielt und durchaus auch gewonnen werden können. Diese Spiele haben zudem oft eine lange Geschichte. So etwa das heutige Kricket oder auch das Krocket, das aus dem sogenannten Paille-Maille des 16. Jahrhunderts entstand. In England wurde die Namensgebung abgeändert in Pall Mall, die Zigarettenmarke, die daraus hervorging, wurde übrigens indirekt nach dem Spiel benannt.
Freizeitsport hat Stil
Natürlich betrachten Hobbysportler, die sich Aktivitäten mit höherem Leistungsanspruch wählen, die eher gemächlichen Freizeitsportarten freundlich herablassend. In früheren Zeiten konnte es sich so oder so nur der Adel leisten, Freizeitsport zu betreiben. Oft in prächtig angelegten Parks und in den Spielpausen, wenn die anderen daran waren, die Kugel zu schieben (die ruhige Kugel natürlich) wurde das eine oder andere Pfeifchen geschmaucht. Der Tabak war ja erst im 16. Jahrhundert, aus Amerika kommend, an die europäischen Höfe gelangt. Neben der Syphilis eines der wenigen Dinge aus der neuen Welt, auf die, rückblickend zumindest, die alte Welt gerne verzichtet hätte, wären die Folgen damals schon bekannt gewesen.
Doch ob nun mit oder ohne Tabak, das Spiel selbst diente einfach nur der Beschäftigung und durfte auch aus einem bestimmten Grund nicht in übertrieben hektische Bewegungen ausarten. Die Kleiderordnung zu Hofe ließ es kaum zu, irgendwie locker oder offen bekleidet zu sein. Frauen trugen eng geschnürte Mieder und Reifröcke, dazu haushohe Perücken. Männern ging es ähnlich, auch mit Perücke, aber immerhin ohne Mieder. So schwitzen zu müssen, wäre fatal gewesen, denn die Ärzte dieser Zeit waren der Meinung, dass Wasser ein Hort von Krankheiten ist, damals nicht ganz zu Unrecht. Körpergeruch wurde mit Puder und Parfum überdeckt.
Heute ist Freizeitsport allen Zwängen entbunden, oder?
Männer und Frauen, die nur in Badehose und Bikini um eine Minigolfbahn herumstehen, die zu einem öffentlichen Schwimmbad gehört, sind nichts, was heute irgendjemanden interessieren würde. Insofern ist Freizeitsport wirklich entspannend. Es gibt aber auch die Variante des Freizeitsports in einem Verein, mit eigener Anlage und eigenem Clubhaus.
Da spielen Etikette und Eitelkeit dann durchaus eine ähnliche Rolle wie an den Höfen des Adels damals. Wer trägt welche Markenbekleidung und wie teuer ist die Ausrüstung? Die Entspannung hält sich in Grenzen, vielmehr werden Vergleiche angestellt. Aber auch das ist eine Art Freizeitsport mit Gewinnern und Verlierern, mit entspannten und weniger entspannten Freizeitsportlern.