Auch wenn in Deutschland kalendarisch Sommer angezeigt ist, bedeutet das keineswegs Sonnengarantie. In der Realität leben die Bundesbürger in den Tageslichtstunden eines Jahres zu zwei Dritteln unter einer Wolkendecke, nicht selten fällt aus der auch noch Regen. Das kann durchaus im Juli oder August geschehen. Nun ist es aktuell nicht unbedingt angesagt, nur der Sonne wegen für einen Tag oder ein Wochenende den Flieger zu besteigen. Es gibt aber noch andere Wege, Sonne kurzfristig abzubekommen.
Etwas weiter südlich. Die Promenade schwingt sich in einer weit gezogenen Kurve entlang des Ufers eines Sees, der spiegelglatt daliegt. Häuser in allen Farben säumen die Uferstraße, auf der sich elegante Fahrzeuge bewegen. Vor den Häusern reiht sich ein Café neben dem anderen. Von den vollbesetzten Tischen steigt hin und wieder der Dampf von Einweg E-Zigaretten auf, der sich unter dem strahlend blauen Himmel schnell auflöst. Er, der Dampf, schafft es nicht einmal zu den Kronen der stolzen Königspalmen, die sich hier im leichten Wind wiegen. Überwiegend sind die Elfbar Vapes auf den Tischen für die Wölkchen verantwortlich. Genießen in jeder Form ist einfach angesagt. Doch wo ist das denn nun?
In kurzer Zeit in die Sonnenstube der Schweiz
Des Rätsels Lösung ist einerseits der Lago Maggiore, ein See, der mit seinem nördlichen Teil in den Schweizer Kanton Tessin hineinragt und im Süden mit seiner Wasserfläche zu Italien gehört. Andrerseits ist es die Schweizer Gemeinde Ascona, die wie eine Halbinsel im See liegt und so teilweise von drei Seiten von Wasser umgeben ist. Das ist zweifellos mit ein Grund für das besondere Mikroklima dieses Ortes, denn tatsächlich findet sich hier, direkt am Ufer des Sees, der tiefstgelegene Punkt der gesamten Schweiz, obwohl Ascona gefühlt in den Schweizer Alpen liegt. Von Ascona, 190 m über dem Meer, bis zum Eingang des Gotthard-Tunnels sind es nur etwa 100 Kilometer, aber es ist ein Höhenunterschied von rund 350 m zu überwinden. Wer statt den Tunnel zu nutzen über den Pass fährt, muss noch einmal gut 1600 Höhenmeter das Gotthard-Massiv hinauf.
Ascona, beziehungsweise das sogenannte Maggiadelta, stellt eine klimatische Besonderheit dar. Hier gedeihen einige Palmen und andere Pflanzen, die eigentlich in den Subtropen zu finden sind.
Über die Wetterscheide in den Sommer
Die Schweizer Alpen sorgen dafür, dass die Nordschweiz und das westliche Süddeutschland viel weniger Sonne abbekommen, als das Tessin und Norditalien. Die Kette der Dreitausender hält nördlich entstehende Wolkenfelder an den Bergen auf und lässt sie abregnen, während auf der Südseite strahlender Sonnenschein herrscht. So mancher Motorradfahrer taucht auf der Nordseite bei Schneeregen in den 17 Kilometer langen Gotthard-Tunnel ein und findet sich bei Sonnenschein und 20 Grad am südlichen Ausgang wieder. Leider funktioniert das auch umgekehrt.
Auf gut ausgebauten Autobahnen zu italienischem Flair mit Schweizer Ordnung
Wer zum Beispiel mit dem Wagen in Freiburg im Breisgau (Baden-Württemberg) startet, bewegt sich durchgehend auf Autobahnen, ohne auch nur einmal die Richtung zu wechseln. Nach Süden natürlich, wohin sonst. Erst kurz vor Ascona geht es von der E35 runter. Die Fahrtzeit beträgt rund 4 Stunden, aber entspannte 4 Stunden, da auf der Strecke keine Stadtautobahnen vorhanden sind. Dafür das Schweizer Tempolimit von 120 km/h, das dringlichst einzuhalten ist. Die Schweizer Polizei kontrolliert oft und die Geldbußen sind im Verhältnis zu deutschen Bußgeldern geradezu verheerend. Wer als Ausländer nicht sofort bezahlen kann, darf sein Fahrzeug als Pfand zurücklassen.
In Ascona selbst ist Coolness angesagt. Die Gemeinde mit gerade einmal 5400 Einwohnern ist vollständig auf Tourismus ausgerichtet und macht Hotelgästen, aber auch Tagestouristen, den Aufenthalt so angenehm wie möglich. Es ist also durchaus möglich, mal schnell in die Subtropen zu wechseln, ganz ohne Anfahrtsstress zum Flughafen, nervigen Sicherheitskontrollen oder Verspätungen.